4.5. Bewertung und Vergleich der Gesamtkonzepte
Im Folgenden werden die zuvor vorgestellten Range-Extender-Konzepte gegenübergestellt und miteinander verglichen. Dazu wird zuerst auf die Kraftstoffe eingegangen und danach auf die technischen Konzepte. Ziel dieser Gegenüberstellung ist es, die beste Range-Extender-Kraftstoff-Kombination, unter der Maßgabe der Alltagstauglichkeit, zu finden. Zur Bewertung wird das Schulnotensystem benutzt, welches eine sechs für das schlechteste zu erreichende Ergebnis vergibt und eine eins für das Beste.
Kraftstoffe
Bei den Kraftstoffen werden die Eigenschaften Speicherbarkeit, Herstellung/Förderung, Infrastruktur und Energiedichte betrachtet. Die Infrastruktur geht mit 25% am stärksten in die Endnote ein. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Verfügbarkeit einer ausreichenden Anzahl an Tankstellen die Alltagstauglichkeit maßgeblich beeinflusst. Die Infrastruktur wird anhand des aktuellen Bestands im Tankstellennetz bewertet. Die Kosten hingegen, wurden mit 15% am schwächsten gewichtet, da die heutigen Zahlen noch keine genaue Zukunftsprognose ermöglichen. Alle weiteren Kriterien gehen zu je 20% in die Wertung ein.
Energiedichte
Die höchste Energiedichte hat Wasserstoff mit 33,33 kWh/kg. Erdgas liegt mit 13,00 kWh/kg zwar deutlich unter diesem Wert, aber noch über dem von Benzin. Aufbereitetes Biogas liegt in etwa auf dem Niveau vom Erdgas. Die Energiedichte von Biodiesel ist mit 10,2 kWh/kg am niedrigsten.
Das aus diesen Zahlen abgeleitete Ranking kann aus Tabelle 10 entnommen werden.
|
Wasserstoff |
Erdgas |
Biogas |
Biodiesel |
Energiedichte |
1 |
2 |
2 |
3 |
Tabelle 10: Ranking Energiedichte Kraftstoffe
Speicherbarkeit
Die größten Anforderungen an die Speichertechnik, stellt der Wasserstoff. Häufig angeführte Argumente, wie die Gefahr der Explosion eines Wasserstofftanks, die Diffusion sowie die Materialversprödung können durch eine entsprechende Materialauswahl und Bauweise auf ein Minimum reduziert werden. Auch hat Wasserstoff keine anderen negativen Einflüsse auf Mensch und Umwelt. Zurzeit gibt es nur zwei umsetzbare Speichermöglichkeiten für die mobile Nutzung, den Druckgasspeicher und den Flüssigspeicher (Kryotanks). Beide konnten sich im Praxiseinsatz bisher jedoch nicht bewähren. Bei der Flüssigspeicherung kommt es aufgrund einer mangelhaften Isolierung an den Anschlüssen zu Verdampfungen, was zu einem Druckanstieg im Tank führt, welcher über ein Überdruckventil kompensiert werden muss. Dies führt zu großen Verlusten des Tankinhalts. Druckgasspeicher hingegen weisen ein zu geringes Speichervolumen auf, da der Wasserstoff in Gasform eine zu niedrige Energiedichte besitzt. Weiterentwicklungen auf diesem Gebiet, wie der 700bar Druckgaspeicher, minimeren dieses Problem jedoch. Im Vorfeld genannte Metallhydridspeicher stellen eine interessante Alternative dar, allerdings befinden sie sich noch im Forschungsstadium. Die aufwendige Gestaltung dieser Tanks schlägt sich zudem auch in den Kosten nieder.
Die Druckgasspeicher von Erd- und Biogas können ähnlich wie die Speicher des Wasserstoffs ausgelegt werden. Allerdings sind hier die Materialanforderungen geringer, da Aspekte wie Diffusion und Materialversprödung keine Rolle spielen. Da Druckgasspeicher jedoch technisch aufwendiger sind als herkömmliche Kraftstofftanks, sind sie auch kostenintensiver. Biodiesel stellt keine speziellen Anforderungen an den Kraftstoffbehälter, sodass hier herkömmliche Kraftstofftanks verwendet werden können.
Entsprechend der oben genannten Argumente, sind in Tabelle 11 die jeweiligen Bewertungen aufgelistet.
|
Wasserstoff |
Erdgas |
Biogas |
Biodiesel |
Speicherbarkeit |
3 |
2 |
2 |
1 |
Tabelle 11: Ranking Speicherbarkeit Kraftstoffe
Herstellung/Förderung:
Ein Großteil der Wasserstoffproduktion entsteht zurzeit als Nebenprodukt bspw. bei der Reformierung von Erdgas. Dieses Verfahren ist jedoch nicht CO2-neutral. Eine reine Wasserstoffindustrie gibt es noch nicht. Beim Aufbau einer solchen Industrie sollte jedoch das effektivste Verfahren genutzt werden, die Elektrolyse. Diese benötigt jedoch Strom, der auch CO2-neutral hergestellt werden müsste. Hier würde sich nicht genutzte Windenergie besonders eignen. Ein Wasserstoffkraftwerk in Prenzlau nutzt diese Technologie bereits.[1]
Erdgas wird wie Erdöl aus unterirdischen Lagerstätten gefördert und ist ein endlicher Kraftstoff. Die konventionell erreichbaren Vorkommen werden auf ca. 509.000 Mrd. m3 geschätzt. Die jährliche Fördermenge liegt derzeit bei ca. 3.000 Mrd. m3. Daraus ergibt sich, dass die konventionell erreichbaren Quellen bei konstantem Verbrauch noch ca. 170 Jahre ausreichen. Sollte sich Erdgas jedoch als zukünftiger Kraftstoff durchsetzen, ist mit einer deutlichen Steigerung der Förderungsmenge zu rechnen und somit mit einer deutlichen Minderung der Nutzungsdauer. Weitere Quellen lassen sich nur mittels Fracking erreichen, was jedoch die Gefahr der Grundwasser- und Umweltverschmutzung mit sich bringt und sehr umstritten ist. Hieraus lässt sich ableiten, dass auch Erdgas keine dauerhafte Lösung darstellt.
In Tabelle 12 wird der Verbrauch von Beispielfahrzeugen auf 1 Mio. Fahrzeuge hochgerechnet und mit den jeweiligen Fördermengen verglichen. Die 1 Mio. Fahrzeuge sind auf das Ziel der Bundesregierung von 1 Mio. Elektrofahrzeugen im Jahr 2020 zurückzuführen.
Mercedes Benz B-Klasse F-Cell Abb. 29: Mercedes B-Klasse F-Cell[4]
|
|
France Craft G-City |
Eckdaten:
|
|
|
|
Mercedes B-Klasse |
France Craft |
Steyr Range Extender |
Kraftstoff |
Wasserstoff |
Erdgas, Biogas |
Biodiesel |
Verbrauch |
0,97 kg/100 km |
|
6 L/100 km |
Verbrauch auf |
|
|
|
Verbrauch von |
|
![]()
|
|
Anpassung der |
Dichte Wasserstoff: |
Dichte Erdgas:
|
Nicht nötig |
Produzierte Menge Kraftstoff weltweit |
500 Mrd m3 |
3.000 Mrd m3 |
17,9 Mrd L |
Produzierte Menge Kraftstoff Deutschland |
20 Mrd m3 [11] |
11,7 Mrd m3 [12] |
|
Ergebnis |
1,63 Mrd m3 < 20 Mrd m3 |
408 Mio m3 < 11,7 Mrd m3** |
900 Mio L < 2,95 Mrd L |
*Umgerechnet
** Nur Ergasförderung betrachtet, da keine validen Daten zur Biogasförderung vorhanden
Tabelle 12: Berechnung und Vergleich der produzierten- und benötigten Mengen Kraftstoff anhand von Beispielfahrzeugen
Es ist erkennbar, dass bei Wasserstoff und Erdgas die Produktionsmengen deutlich über den benötigten Verbräuchen liegen. Beim Biodiesel würde ca. ein Drittel der produzierten Menge für 1 Mio. Fahrzeuge benötigt. Man darf bei dieser Betrachtung jedoch nicht vergessen, dass diese Produktionsmengen auch zur Deckung anderer Energiebedarfe genutzt werden. Einzig der Wasserstoff, welcher als industrielles Nebenprodukt entsteht, bleibt zum Teil völlig ungenutzt.[15] Dieses ungenutzte Potential könnte für den Antrieb vieler Fahrzeuge genutzt werden. Betrachtet man nur die Herstellung, bieten also Wasserstoff und Erdgas die größten Potentiale, da ihre Produktion nur geringfügig ausweitet werden müsste, um den zusätzlichen Bedarf zu decken.
In Tabelle 13 wird die Bewertung der Kraftstoffe in Bezug auf die Herstellung/Förderung dargestellt.
|
Wasserstoff |
Erdgas |
Biogas |
Biodiesel |
Herstellung/ |
2 |
2 |
4 |
4 |
Tabelle 13: Ranking Herstellung/Förderung Kraftstoffe
Infrastruktur
Die heutige Infrastruktur lässt sich am besten mit der derzeitigen Anzahl an Tankstellen bewerten. Zurzeit gibt es 15 Wasserstofftankstellen deutschlandweit. Damit ist die Wasserstoffinfrastruktur in jeder Hinsicht ungenügend. Der Aufbau einer entsprechenden Infrastruktur wäre sehr teuer und würde den Preis für den ohnehin teuren Wasserstoff noch weiter in die Höhe treiben. Die Anzahl der Biogastankstellen liegt bei 500 in ganz Deutschland, beim Erdgas sind es 900. Biogas kann jedoch in das Erdgasnetz eingespeist werden, sobald es entsprechend aufbereitet wurde. Daher können beide Kraftstoffe die gleiche Infrastruktur nutzen. Damit ist ihre Infrastruktur schon deutlich besser ausgebaut als die des Wasserstoffes, liegt aber trotzdem noch deutlich unter der Anzahl der Benzintankstellen mit 14.300. Der weitere Ausbau des Bio-/Erdgasnetzes wäre jedoch ebenfalls sehr kostenintensiv. Die Biodieselinfrastruktur ist mit 1.900 Tankstellen am besten ausgebaut, liegt aber ebenfalls noch weit hinter der Benzininfrastruktur.
|
Wasserstoff |
Erdgas |
Biogas |
Biodiesel |
Infrastruktur |
6 |
4 |
4 |
3 |
Tabelle 14: Ranking Infrastruktur Kraftstoffe
Kosten
Aufgrund der fehlenden Industrie ist die Wasserstoffproduktion noch sehr teuer. Das europäische Kostenziel für Wasserstoff liegt bei 5,50 Euro pro kg im Jahr 2025. Zurzeit liegt der Preis bei ca. 8 Euro pro kg.[16], [17] Die Mercedes B-Klasse F-Cell, ein Elektroauto mit einer Wasserstoffbrennstoffzelle als Range Extender, gibt einen Verbrauch von 0,97kg pro 100km an.[18] D. h. die Kosten um damit 100km zu fahren, liegen bei etwa 8€ und somit auf dem Niveau heutige Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Bei den Preisen für Wasserstoff sind jedoch noch keine Steuern eingerechnet, weshalb sich das Preisniveau noch deutlich erhöhen würde.
|
Wasserstoff |
Erdgas |
Biogas |
Biodiesel |
Kosten |
5 |
1 |
1 |
2 |
Tabelle 15: Ranking Kosten Kraftstoffe
Fazit Kraftstoffe
In Tabelle 16 werden nun die Einzelergebnisse zu einem Gesamtergebnis verrechnet. Dabei ist zu beachten, dass die einzelnen Kriterien unterschiedlich gewichtet wurden. Den größten Einfluss auf die Endnote hat die Infrastruktur, da diese für den stetigen Betrieb des Fahrzeugs von großer Bedeutung ist und sich daher am stärksten auf die Alltagstauglichkeit auswirkt. Am geringsten ist der Einfluss der Kosten, da sich die Zahlen, mit steigendem Ausbau der Infrastruktur sowie der Herstellungs-/Förderungsindustrie, noch deutlich verändern werden. Auch wird sich die Besteuerung der Kraftstoffe verändern, sobald diese weiter verbreitet sind. Das beste Gesamtergebnis erzielt hier Erdgas. Es bietet eine gute Energiedichte und ist einfach speichern und zu fördern. Zudem ist es zurzeit noch sehr günstig. Seine Nachteile sind die schwach ausgebaute Infrastruktur und das es sich um einen fossilen, also endlichen Kraftstoff handelt. Der beste erneuerbare Kraftstoff ist derzeit Biodiesel. Seine Energiedichte ist etwas geringer als beim Erdgas. Dafür lässt er sich ohne Probleme speichern und bietet die am besten ausgebaute Infrastruktur. Sein Preis bewegt sich auf dem Niveau derzeitiger Kraftstoffe. Nachteilig hingegen ist, wie auch beim Biogas, dass seine Herstellung mit der Nahrungsmittelproduktion um die Nutzung landwirtschaftlicher Flächen konkurriert. Das Biogas liegt insgesamt knapp hinter dem Biodiesel. Dies ist auf seine problematische Speicherbarkeit und die schlechter ausgebaute Infrastruktur zurückzuführen. Seine Vorteile bei den Aspekten Energiedichte und Preis können diese Nachteile aufgrund der Gewichtung hinsichtlich der Alltagstauglichkeit nicht kompensieren. Das schlechteste Ergebnis erzielt der Wasserstoff. Er bietet zwar die höchste Energiedichte und Vorteile bei der Herstellung. Seine Nachteile im Bereich der Speicherbarkeit, die so gut wie nicht vorhandene Infrastruktur sowie seine hohen Kosten überwiegen jedoch deutlich und werden auch mittelfristig bestehen bleiben.
|
Wasserstoff |
Erdgas |
Biogas |
Biodiesel |
Energiedichte |
1 |
2 |
2 |
3 |
Speicherbarkeit |
3 |
2 |
2 |
1 |
Herstellung/ |
2 |
2 |
4 |
4 |
Infrastruktur |
6 |
4 |
4 |
3 |
Kosten €/100km |
5 |
1 |
1 |
2 |
Endnote |
3,45 |
2,35 |
2,75 |
2,65 |
Tabelle 16: Gesamtranking Kraftstoffe
Range-Extender
Die Anforderungen an einen Range-Extender sind sehr hoch. Zum einen muss er möglichst klein und effizient sein. Denn gerade im betrachteten Nutzfahrzeugsegment ist jeder Liter Laderaum wichtig. Daher sollte der Range-Extender diesen so wenig wie möglich, bzw. im Idealfall gar nicht beschränken. Zum anderen soll der Range-Extender möglichst unauffällig in Bezug auf Lautstärke und Vibration laufen.
Packaging
Beim Faktor Packaging wird betrachtet wie kompakt sich der Range-Extender inkl. der benötigten Nebenaggregate im Fahrzeug verstauen bzw. packen lässt.
|
Brennstoffzelle |
Freikolbenmotor |
Hubkolbenmotor |
Hubkolbenmotor |
Wankel- |
Mikrogasturbine |
Packaging |
1 |
1 |
2 |
3 |
2 |
2 |
Tabelle 17: Ranking Packaging Range-Extender
Herstellkosten
Die Herstellkosten sind in der Fahrzeugfertigung ein wichtiger Faktor, da sie letztendlich über die Konkurrenzfähigkeit eines Fahrzeugs mitentscheiden. Zudem ist der Preis der entscheidende Faktor, wenn es um die flächendeckende Versorgung mit erneuerbaren Energien im mobilen Bereich geht. Als Grundlage für die Bewertung dienen Motoren mit ca. 50
kW. Mit 45.000 Euro schneidet die Brennstoffzelle am schlechtesten ab. Zukünftige Einsparpotentiale in der Herstellung können noch nicht exakt vorausgesagt werden. Die Mikrogasturbine liegt preislich nur knapp unter der Brennstoffzelle. Rechnet man die 700-850 Euro pro kW auf 50 KWh hoch, ergibt sich ein Preis von ca. 38.740 Euro. Ein Wankelmotor der als Range-Extender fungieren kann, liegt preislich bei ca. 8.000 Euro und ist damit deutlich günstiger als die Brennstoffzelle und die Mikrogasturbine.[25] Kostentechnisch schneiden die beiden Hubkolbenmotoren am besten ab. Als Range-Extender sind Herstellkosten von unter 2.000 Euro möglich.[26] Aufgrund seiner einfacheren Bauweise sind 2-Takt-Motoren immer günstiger in der Herstellung als die 4-Takt-Modelle. In Tabelle 18 sind die Bewertungen der Range-Extender hinsichtlich ihrer Herstellkosten zu sehen.
|
Brennstoffzelle |
Freikolbenmotor |
Hubkolbenmotor |
Hubkolbenmotor |
Wankel- |
Mikrogasturbine |
Herstell- |
6 |
2 |
1 |
2 |
2 |
5 |
Tabelle 18: Ranking Herstellkosten Range-Extender
Wirkungsgrad
Über den Wirkungsgrad lassen sich Aussagen über die Gesamteffizienz treffen. Die folgenden Zahlen beziehen sich immer auf den Gesamtwirkungsgrad des Systems, welcher sich deutlich vom Wirkungsgrad des Range Extenders unterscheiden kann. Je effizienter das System ist, desto weiter kann ein Fahrzeug mit dem getankten Kraftstoff fahren. Die PEM-Brennstoffzelle hat einen Systemwirkungsgrad von 30%-50% und liegt damit über dem Niveau der weiteren Antriebskonzepte. Der Wirkungsgrad des Freikolbenlineargenerators liegt mit 35%-37% leicht hinter dem der Brennstoffzelle. Die Mikrogasturbine, der Wankelmotor sowie die beiden Hubkolbenmotoren haben einen Wirkungsgrad von knapp unter 30% und schneiden damit am schlechtesten ab. Aufgrund ihres niedrigen Entwicklungsstandes werden die PEM-Zelle und der Freikolbenlineargenerator in Zukunft noch deutliche Steigerungen beim Wirkungsgrad aufweisen.
Aufgrund der vorliegenden Datenlage ergibt sich die Bewertung in Tabelle 19.
|
Brennstoffzelle |
Freikolbenmotor |
Hubkolbenmotor |
Hubkolbenmotor |
Wankel- |
Mikrogasturbine |
Wirkungsgrad |
1 |
2 |
3 |
3 |
3 |
3 |
Tabelle 19: Ranking Systemwirkungsgrad Range-Extender
Kraftstoffvielfalt
Eine große Kraftstoffvielfalt ist für die technische Auslegung eines Range-Extenders von großer Bedeutung, da dieser so optimal an die Infrastrukturanforderungen des angestrebten Marktes angepasst werden kann. Besteht bspw. ein großflächig ausgebautes Erdgasnetz, so empfiehlt es sich den Range-Extender auf einen Betrieb Erd- bzw. Biogas auszulegen. Unter Maßgabe der CO2-neutralen Kraftstoffe entfällt der 2-Takt-Hubkolbenmotor als Option, da er die betrachteten Kraftstoffe nur bedingt verwerten kann. Diese liegt daran, dass der 2-Takt Hubkolbenmotor mit Gemischschmierung arbeitet, was sich mit einem gasförmigen Kraftstoff nicht realisieren lässt und der 2-Takt-Dieselmotor sich aufgrund der sehr schlechten Emissionswerte nicht durchsetzen konnten. Die Brennstoffzelle lässt sich nur mit Wasserstoff betreiben, und ist daher in der Kraftstoffnutzung als unflexibel einzustufen. Die Mikrogasturbine kann mit Erd- und Biogas sowie mit Biodiesel betrieben werden und bietet ein großes Kraftstoffspektrum. Der 4-Takt-Hubkolbenmotor kann mit allen betrachteten Kraftstoffen betrieben werden, der Betrieb mit Wasserstoff ist jedoch eingeschränkt. Die größte Kraftstoffvielfalt bieten der Freikolbenlinear- und der Wankelmotor. Beide können mit allen betrachteten Kraftstoffen problemlos betrieben werden.
Aus diesen Kriterien wurde die Benotung in Tabelle 20 abgeleitet.
|
Brennstoffzelle |
Freikolbenmotor |
Hubkolbenmotor |
Hubkolbenmotor |
Wankel- |
Mikrogasturbine |
Kraftstoffvielfalt |
5 |
1 |
6 |
2 |
1 |
2 |
Tabelle 20: Benotung Kraftstoffvielfalt Range-Extender
Noise, Vibration, Harshness (NVH)
Noise, Vibration und Harshness steht für Lautstärke, Vibration und Rauheit und beschreibt die Laufeigenschaften eines Motors. Diese Eigenschaften sind besonders beim Einsatz als Range-Extender entscheidend. Da er auf einer konstanten Drehzahl betrieben wird und so ein monotoner Geräuschpegel entsteht, ist dieser so unauffällig wie möglich zu gestalten. Auch die Vibrationen sind minimal zu gestalten, was sich besonders bei gut bei rotierenden Motorkonzepten realisieren lässt. Die Rauheit beschreibt Vibrationen und Geräusche welche durch Reibungen und Schwingungen entstehen und zwischen 20 – 100hz liegen. Dieser Frequenzbereich bildet den Übergang zwischen spür- und hörbaren Frequenzen.[27] Da sich in der Brennstoffzelle keine beweglichen Teile befinden, arbeitet diese auch Geräusch- und Vibrationsfrei und fällt daher nicht störend auf. Der Freikolbenmotor erzeugt ein ähnliches Geräuschbild wie der 4-Takt Hubkolbenmotor, welches sich aber durch Schalldämpfer deutlich minimieren lässt. Störenden Vibrationen lassen sich in der Zentralbrennraumbauweise durch eine vollständige Synchronisation der Kolben vermeiden. In der Einzelbrennraumbauweise geschieht dies durch zwei gegenläufig arbeitende Module. Die Mikrogasturbine und der Wankelmotor haben beide den Vorteil, dass sie eine rotierende Arbeitsweise vorweisen und sich daher Massekräfte komplett auswuchten lassen, sodass diese Motoren sich auch mehr oder weniger vibrationsfrei betrieben lassen. Was die Lautstärke betrifft, liegt die Mikrogasturbine etwas unter der, von Freikolben-, Wankel- und Hubkolbenmotor. Die Schallemissionen dieser Motoren lassen sich durch Mehrwegeschalldämpfertechnik deutlich reduzieren. Das Schlusslicht in der NVH-Wertung bildet der Hubkolbenmotor, da dieser in einer linearen Bewegung arbeitet, diese aber in eine Rotationsbewegung umwandelt. Dadurch entstehen Massekräfte und Unwuchten, die sich nur schwer kompensieren lassen. Infolgedessen ist der Motorlauf rauer und es entstehen störende Vibrationen. Die geringen Zylinderzahlen von Hubkolben-Range-Extender-Motoren erschweren zusätzlich das Erreichen eines ruhigen Motorlaufs, wie man ihn z.B. von Zwölfzylindermotoren kennt.
Es ergibt sich somit die folgende Bewertung in Tabelle 21.
|
Brennstoffzelle |
Freikolbenmotor |
Hubkolbenmotor |
Hubkolbenmotor |
Wankel- |
Mikrogasturbine |
NVH* |
1 |
2 |
4 |
3 |
2 |
2 |
*Noise, Vibration, Harshness
Tabelle 21: Ranking NVH Range-Extender
Sonstiges
In diesem Abschnitt werden Merkmale und Eigenschaften der Range-Extender vorgestellt und ihre individuellen Vorzüge und Nachteile entsprechend hervorgehoben.
|
Brennstoffzelle |
Freikolbenmotor |
Hubkolbenmotor |
Hubkolbenmotor |
Wankel- |
Mikrogasturbine |
Sonstiges |
5 |
2 |
2 |
2 |
3 |
2 |
Tabelle 22: Ranking Sonstiges Range-Extender
Nachdem nun die verschiedenen Eigenschaften der einzelnen Range-Extender im Detail betrachtet wurden, folgt in Tabelle 23 ein zusammenfassender Überblick, um die entsprechende Gesamtbewertung des Range-Extenders zu ermitteln.
|
Brennstoffzelle |
Freikolbenmotor |
Hubkolbenmotor |
Hubkolbenmotor |
Wankel- |
Mikrogasturbine |
Packaging |
1 |
1 |
2 |
3 |
2 |
2 |
Herstell- |
6 |
2 |
1 |
2 |
2 |
5 |
Wirkungsgrad |
1 |
2 |
3 |
3 |
3 |
3 |
Kraftstoffvielfalt |
5 |
1 |
6 |
2 |
1 |
2 |
NVH* |
1 |
2 |
4 |
3 |
2 |
2 |
Sonstiges |
5 |
2 |
2 |
2 |
3 |
2 |
Endnote |
3,00 |
1,65 |
2,90 |
2,55 |
2,15 |
2,80 |
* Noise, Vibration, Harshness
Tabelle 23: Gesamtübersicht Ranking Range-Extender
|
Benotung Kraftstoff (50%) |
Benotung Range-Extender (50%) |
Endnote |
Brennstoffzelle mit |
3,45 |
3 |
3,225 |
Freikolbenlineargenerator mit Wasserstoff |
3,45 |
1,65 |
2,55 |
Freikolbenlineargenerator mit Erdgas |
2,35 |
1,65 |
2,00 |
Freikolbenlineargenerator mit Biogas |
2,75 |
1,65 |
2,20 |
Freikolbenlineargenerator mit Biodiesel |
2,65 |
1,65 |
2,15 |
4-Takt-Hubkolbenmotor mit Wasserstoff |
3,45 |
2,55 |
3,00 |
4-Takt-Hubkolbenmotor mit Erdgas |
2,35 |
2,55 |
2,45 |
4-Takt-Hubkolbenmotor mit Biogas |
2,75 |
2,55 |
2,65 |
4-Takt-Hubkolbenmotor mit Biodiesel |
2,65 |
2,55 |
2,60 |
Wankelmotor mit |
3,45 |
2,15 |
2,80 |
Wankelmotor mit Erdgas |
2,35 |
2,15 |
2,25 |
Wankelmotor mit Biogas |
2,75 |
2,15 |
2,45 |
Wankelmotor mit |
2,65 |
2,15 |
2,40 |
Mikrogasturbine mit |
2,35 |
2,80 |
2,575 |
Mikrogasturbine mit |
2,75 |
2,80 |
2,775 |
Mikrogasturbine mit |
2,65 |
2,80 |
2,725 |
Tabelle 24: Ranking der Gesamtkonzepte
Im Gesamtergebnis schneidet der Freikolbenlineargenerator im Betrieb mit Erdgas am besten ab. Der Betrieb mit Biodiesel und Biogas folgt auf den zweiten- und dritten Rang. Bis der Freikolbenlineargenerator die Serienreife erreicht, bildet der Wankelmotor mit Erdgas die vielversprechendste Übergangslösung.
[1] Vgl. Internetquelle: powertogas.info [59]
[2] Vgl. Internetquelle: hydrogeit.de [60]
[3] Vgl. Internetquelle: globometer.com [61]
[4] Vgl. Internetquelle: greenmotorsblog.de [62]
[5] Vgl. Internetquelle: green-motors.de [63]
[6] Vgl. Internetquelle: goingelectric.de [64]
[11] Vgl. Internetquelle: hydrogeit.de [60]
[12] Vgl. Internetquelle: lbeg.niedersachsen.de, Tabelle 13 [69]
[13] Vgl. Internetquelle: mediathek.fnr.de [70]
[15] Vgl. Internetquelle: hydrogeit.de [60]
[16] Vgl. Internetquelle: mobility20.net [72]
[17] Vgl. Internetquelle: cleanenergypartnership.de [73]
[18] Vgl. Internetquelle: green-motors.de [63]
[19] Vgl. Internetquelle: erdgasfahrzeuge.harzenergie.de [74]
[21] Vgl. Internetquelle: autogas-boerse.de [75]
[22] Vgl. Internetquelle: energieportal24.de [76]
[24] Vgl. Internetquelle: auto-motor-und-sport.de [77]
[26] Vgl. Internetquelle: dailygreen.de [79]
[27] Vgl. Literaturquelle: Handbuch Fahrzeugakustik, S. 22 [80]